Gründung der "Kinotechnik"

Die erste Filmzeitschrift in Deutschland war der 1907 gegründete „Der Kinematograph“. Er befasste sich mit künstlerischen, wirtschaftlichen und allgemeineren Themen des Films. Es gab aber keine Zeitschrift, die es sich zur Aufgabe stellte, alle die unendlich vielen Erfahrungsergebnisse, die Gedanken, Verbesserungsvorschläge, die Mitteilungen, Anregungen und Fragen zu sammeln, die sich aus der täglichen berufsmäßigen Beschäftigung mit der Filmherstellung und -produktion ergaben; es bestand kein Organ, in dem der Filmfachmann durch Vertreter der Wissenschaft über die grundlegenden theoretischen Fragen seines Berufes informierte und durch seine Kollegen Näheres über die Resultate ihrer Arbeiten erfuhr.

 

 

 

Schriftbild der "Kinotechnik" auf den Deckblättern der Zeitschrift in den Anfangsjahren

 

Im Sommer 1919 im politisch endlich etwas ruhigeren Fahrwasser der Weimarer Republik „fanden“ sich drei Männer zusammen, die technisch-wissenschaftlich fundierte Informationen für sich und andere brauchten und versuchten, dieses Ziel durch Gründung einer entsprechenden Zeitschrift zu er­reichen. So wurde im September 1919 die anfangs monatlich erscheinende „Kinotechnik“ von Guido Seeber, Willi Böcker (He­raus­geber) und Dr. Konrad Wolter (Schriftleiter) ins Leben gerufen, und es fanden sich bereits in ganz kurzer Zeit 20 bis 30 Fachleute als Autoren und freie Mitarbeiter, die dieses Ziel in Form von fundierten Beiträgen unterstützten. Damit war eine gute Basis geschaffen und fand großen Anklang in der Fachwelt. Die „Kinotechnik“ darf deshalb wohl als die älteste fachtechnische Zeitschrift der Welt im Filmbereich gelten, denn die amerikanische SMPE gab zwar Veröffentlichungen heraus, es waren technisch-wissenschaftlich fundierte Einzel- und zusammengefasste Sitzungsberichte, die in den „Transactions of the SMPE“ veröffentlicht wurden. Das Journal of the SMPE in Form einer periodischen Zeitschrift kam erst 1930. Nicht zuletzt die Kinotechnik war in gewisser Weise Vorbild, wie der Leitartikel der ersten Ausgabe 1930 des Journals (siehe Ausriß unten) zeigt.